Zwischen Film und Realität muss man unterscheiden können, diesmal ist dies allerdings gelungen. Kurz vor dem Kinostart des auf dem Zeitgeist mitreitenden Thrillers "Escape Room" kamen mehrere junge Mädchen tatsächlich in solch einem Veranstaltungsraum ums Leben - offensichtlich durch ein unkontrolliert ausgebrochenes Feuer. Dem Filmstart hat es nicht geschadet, was auch nicht gepasst hätte, will sich dieser doch nur dieses neueste Live-Action-Gimmick zunutze machen, um es in einen spannenden Film zu verwandeln. Und das klang ja eigentlich, wenn auch nicht allzu originell, schon mal ganz interessant. Ob "Escape Room" wirklich so gut ist wie erwartet, habe ich nun im Kino herausfinden dürfen...
ESCAPE ROOM
Sechs Menschen treffen zusammen: Sie alle haben eine mysteriöse, puzzleartige und klar persönliche Einladung erhalten, um an einem wahnwitzigen Escape Room teilzunehmen. Dabei sollen sie die Rätsel knacken, um dem Raum zu entfliehen - dem Gewinner winken dabei 10.000 Dollar. Was wie ein cleveres Spiel beginnt und die Hirne der sechs Teilnehmer ordentlich fordert, wobei diese auch zusammenarbeiten müssen, stellt sich jedoch schon bald als tödliche Falle heraus. Offensichtlich ist dieser Escape Room alles andere als nur eine reine Fassade... da kann dann auch schon mal der ein oder andere sterben, wenn er nicht ganz bei der Sache ist.
Es war im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis jemand auch aus diesem neuen Hit einen Film machen würde - und die Sensation der Escape Rooms, die sich heutzutage enormer Beliebtheit erfreuen (da würde ich tatsächlich auch sehr gerne mal mitmachen), bietet sich für einen spannenden Thriller natürlich mehr als an. Übernommen hat das Ruder dabei Adam Robitel, der sich mit der Inszenierung des letzten und wieder erstaunlich soliden "Insidious"-Films bereits einige Sporen im Horror-Genre verdient hat. Und hier darf er dann erneut nach einem sehr spannenden Skript arbeiten, welches besonders die kreative Ausgangssituation ausnutzt, um förmlich Hochspannung von der ersten Minute zu bieten.
Das Highlight sind dabei gleich mehrere austarierte Räume, welche die sechs Protagonisten enträtseln müssen... und dabei möglichst am Leben zu bleiben. Optisch ist das Ganze sehr gelungen und der Kreativität der Macher waren kaum Grenzen gesetzt - ganz gleich ob eine trügende Winterlandschaft, ein verfallenes Krankenzimmer oder ein Raum, der gleich ganz auf dem Kopf steht. Das sieht nicht nur beeindruckend aus, die Autoren haben sich zudem auch bemüht, jedem Raum, quasi jedem neuen Level dieses tödlichen Spiels, einen eigenen Anreiz zu geben. Die Rätsel, die sie knacken müssen, sind dabei auf die handelnden Personen, aber auch auf die Räumlichkeiten, in denen sie sich bewegen, gemünzt, was für einige Überraschungen und für sehr viel Abwechslung sorgt. Für 100 Minuten steht der Puls dann auch, bei all den tödlichen Fallen und Wendungen, die dem Zuschauer hier um die Ohren gehauen werden, kaum still - das Tempo ist so hoch, dass man sich über etwaige Logiklöcher erst später den Kopf zerbrechen kann, sofern man denn dazu überhaupt Lust hat.
Erst ganz zum Schluss, wenn Robitel die wahren Gründe dieses perfiden Spiels gleich über mehrere WTF-Momente enträtselt, geht dem Werk die Puste aus. Und wenn er dann nach einer recht unkreativen und überspitzten Auflösung auch noch überdeutlich Richtung Fortsetzung schielt (die nach dem überaus soliden Kassenerfolg wohl auch kommen dürfte), wirkt das durchaus etwas plump - ein Sequel wird sich also einige Hasen aus dem Hut zaubern müssen, um auch nur ansatzweise mit diesem geradlinigen Original mitzuhalten und nicht komplett durchzudrehen.
Es ist aber auch nicht nur eine originelle Scharade, der man hier folgt, sondern auch einem Zusammenspiel von sechs Menschen, die ihre Sache sehr gut machen. Robitel verlässt sich dabei nicht auf Horrorklischees, dichtet allen Protagonisten ihre eigene Geschichte und Manirismen an. Es wirkt auf Dauer zwar etwas angestrengt, wenn wirklich jedem von ihnen noch ein Drama mit auf den Weg gegeben muss, immerhin gibt es dafür aber am Ende auch noch eine zumindest solide Erklärung. Dass man hier also nicht den Stereotypen des Horrorgenres folgt, sondern zumindest überdurchschnittlich gezeichneten Figuren, die nicht holzschnittartig daherkommen, die sogar noch die ein oder andere Überraschung bereithalten, ist durchaus erfrischend und war so auch nicht zwangsläufig zu erwarten. Davon können sich viele Horrorthriller der letzten Zeit locker noch ein paar Scheiben abschneiden.
Fazit: Erst ganz zum Schluss geht "Escape Room" während seiner überspitzten Auflösung der Ereignisse die Puste aus. Zuvor entpuppt sich der Film aber als temporeicher, hochspannender, clever inszenierter Thriller, der sich auch für seine Figuren interessiert und die Daumenschrauben bis kurz vorm Finale immer enger schraubt.
Note: 2-
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