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Die Frau des Zeitreisenden

Zeitreisen sind innerhalb des Filmmediums immer so eine Sache. Mich haben sie schon immer beeindruckt und das Thema fasziniert mich auch heute noch. Trotzdem gelingt es den wenigsten, das Thema so akkurat anzufassen, dass sich am Ende keine Plotholes einschleichen - wenn Zeitstrahlen verbogen oder verändert werden, ist das nämlich so komplex, dass am Ende irgendetwas einfach unlogisch sein muss. Ob nun bei "Lost", den klassischen "Back to the Future"-Filmen und vielleicht sogar bald im Marvel Cinematic Universe - das Thema ist grandios, mit der Umsetzung hapert es aber im Detail manchmal. "Die Frau des Zeitreisenden" ist dabei keine Ausnahme und verstrickt sich gerade zu Beginn in seinen etwas wirren Zeitebenen...

DIE FRAU DES ZEITREISENDEN


Seit seinem sechsten Lebensjahr reist Henry DeTamble (Eric Bana) immer wieder ungewollt durch die Zeit. Er verschwindet an einem Ort und taucht in einem anderen Jahr, an einer anderen Ortschaft wieder auf, unkontrolliert und beinahe ohne Vorwarnung. Clare Abshire (Rachel McAdams), die sich durch zeitreisende Umstände bereits in jungen Jahren in den älteren Henry verliebt hat, ist das egal - er ist die Liebe ihres Lebens. Als sie sich auf ihn und somit auch auf die Umstände eines zeitreisenden Partners einlässt, ahnt sie jedoch noch nicht, was für ein Einbußungen sie dabei wird hinnehmen müssen und dass ihre Liebe noch auf eine schwere Probe gestellt werden soll...

Inszeniert wurde diese "Fantasy-Schmonzette" von dem deutschen Robert Schwentke, der nach "Flightplan" zum zweiten Mal Hollywood-Luft schnuppern durfte. Trotz einer sehr erfolgreichen Romanvorlage, die dem Film zugrunde liegt, blieb der große Hype aus, was sich dann auch ganz gut trifft - der Film ist nämlich auch nichts wirklich Besonderes. Er ruht sich auf seinem Stilmittel aus und erzählt darüber hinaus eine recht konventionelle Liebesgeschichte, die in der zweiten Hälfte durch die beinahe schon depressive Stimmung seiner ansonsten sehr apathisch agierenden Hauptfigur noch einmal an Schwung verliert. 
Die erste Hälfte ist dabei aber immerhin noch ganz nett und wie die Macher das Quasi-Kennenlernen von Henry und Clare inszenieren, obwohl eine der Figuren durch das Zeitreise-Manirisma schon deutlich mehr weiß, ist zumindest in Ansätzen kreativ. Auch Details bezüglich Henrys unkontrollierter Fähigkeit wissen zu gefallen - leider wird aus potenziellen Running Gags, wie seiner ständigen Suche nach neuer Kleidung nach einem Zeitsprung, zu wenig gemacht. Stattdessen konzentriert man sich lieber auf eine manchmal etwas seelenlose Liebesgeschichte, die sich später in ein waschechtes, aber auch ziemlich vorhersehbares und letzten Endes arg unspannendes Drama münzt. 
Da ist dann viel Raum für Kitsch, den die Zielgruppe und auch Fans des Romans sicherlich gerne aufsaugen würden, generell bietet die Geschichte für gute 105 Minuten aber zu wenig Substanz und lässt die dramaturgische Katze auch viel zu früh aus dem Sack. "Die Frau des Zeitreisenden" dümpelt dann eben nur noch irgendwie zu Ende und kann seine dramatischen Eckpfeiler nicht mehr so richtig ausreizen - ein wenig, als würde man sich nicht trauen, den Zuschauern ihre eigentlich gut platzierten Tränen zuzumuten. 
Und weil diese dann vielleicht gar nicht so arg weinen müssen, wie es Schwentke und Co. beabsichtigt haben, tut das schon der Cast. "Sherlock Holmes"-Star Rachel McAdams überzeugt dabei in dem Genre, welches sie vor gut fünfzehn Jahren so groß gemacht hat und sticht ihren männlichen Kollegen, der auch die deutlichere Hauptrolle übernimmt, ziemlich klar aus. Eric Bana, bekannt aus Blockbustern wie "Star Trek" oder Wolfgang Petersens Historien-Epos "Troja", bleibt nämlich gelinde gesagt blass, kann seiner Figur nicht die dramaturgische Tiefe verleihen, die nötig gewesen wäre. Seiner mit der Handbremse angezogenen Performance ist es dann auch zu verdanken, dass die Funken zwischen ihm und McAdams nicht so richtig fliegen wollen - in die Geschichte der romantischsten oder tragischsten Filmpärchen sind Henry und Clare dann auch zurecht nicht eingegangen. Am Ende werden also nur Hardcore-Fans wirklich begeistert sein, der Rest sich über fallen gelassenes Potenzial ärgern und sich über manch eine nette Idee freuen. Es wäre dennoch mehr drin gewesen.

Fazit: Etwas lauwarme Liebesgeschichte mit einem etwas wirren und fahlen Fantasy-Einschub. Einige nette Ideen werden beinahe übersehen, die Funken zwischen McAdams und dem blassen Eric Bana fliegen nicht richtig. Dieser Mix aus Tränendrüsen-Drama und seichter Romanze hat seine Momente, aber er kommt nicht richtig aus seinem Schneckenhaus hervorgekrochen.

Note: 3-



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