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Upside Down

Jaja, die Liebe. Sie überquert Ozeane, allerlei Hindernisse und überdauert letztendlich gar die Ewigkeit, so sagt man. Solch märchenhafte Phrasen gelten für vielerlei verkopftere Menschen durchaus als Kitsch und haben, wenn man ehrlich ist, mit dem wesentlich tristeren und bodenständigeren Leben nur wenig zu tun. Aber Filme sollen uns manchmal eben auch träumen und schwelgen lassen und wenn sie gut gemacht sind, kann ich mich auch in romantischen Filmen, welche die wahre Liebe über alles andere stellen, durchaus verlieren. Aber es gibt eben auch genug Werke, die nicht gut genug gemacht sind, um über dem weiteren Kitsch zu überzeugen... und genau zu einer solchen Art Film gehört auch "Upside Down" weitestgehend.

UPSIDE DOWN


Zwei Zwillingsplaneten haben das Leben darauf durch ihre eigene Schwerkraft zu etwas Besonderem gemacht: Zwei parallele Welten, unten und oben, unbetretbar für die eine Welt, aber durchaus sichtbar. Der Kontakt beider Welten ist verboten, dennoch arbeiten sie Hand in Hand, wobei die Oberwelt als reich und glanzvoll gilt, während in der unteren die Armut herrscht. Vor zehn Jahren verlor der Unterweltbewohner Adam (Jim Sturgess) seine große Liebe, die aus der Oberwelt stammende Eden (Kirsten Dunst) aus den Augen und glaubte sie seitdem als tot... bis er sie plötzlich in einem Fernsehbeitrag wiedersieht. Um die Grenzen der Welten zu überwinden und sich Eden zeigen zu können, bewirbt Adam sich um einen Job in ihrer Firma und soll damit bald Gesetze auf den Kopf stellen. Wortwörtlich.

Es ist eine skurille, aber dennoch beeindruckende Grundidee, die Regisseur Juan Diego Solanas uns hier vorlegt - zwei Zwillingswelten, oben und unten, getrennt voneinander und dennoch vereint. Das sorgt natürlich für einige wunderbare Bilder, wenn sich die Welten immer wieder berühren und Solanas auf clevere Art und Weise die Eigenheiten der Planeten und die optischen Reize, wenn sie aufeinandertreffen, ausspielt... so zum Beispiel, wie Menschen der Welten überhaupt aufeinandertreffen können und welcher technischer Hilfsmittel sie sich bedienen, um diese Treffen zu erleichtern. Das ist mal amüsant, mal schlichtweg wunderschön anzusehen und festigt den Eindruck einer interessanten Prämisse, der letztendlich aber zu schnell zu bröckeln beginnt. 
Logiklöcher und Plotholes fallen schon rasch viel zu arg auf und man wird den Eindruck nicht los, dass Solanas Werk auf einer faszinierenden Grundidee fußt... aber eben sonst nicht viel mehr darinsteckt. Deswegen zimmert er aus der doch eher dürftig geschriebenen Liebesgeschichte eine große Dramatik und gibt dem Zuschauer Regeln an die Hand, die er einfach akzeptieren muss. Dass der Kontakt beider Welten bis auf kleine Ausnahmen verboten ist und im Mittelpunkt ein gieriger Konzern steht, der eine Welt ausbotet, um die andere zu bereichern, ist eher dahingeklatscht. Warum der arme Adam immer wieder verfolgt wird und gesichtslose Schergen sogar mit Waffengewalt gegen das Pärchen vorgehen, um sie am Zusammensein zu hindern, wirkt aufgrund der schieren Willenlosigkeit der aufgestellten Regeln eher obskur als wirklich sinnig... aber Solana stellt sie auf, also muss sich der Zuschauer diesen beugen und dabei auch einige physische Logiklöcher in Kauf nehmen, denn wirklich umschiffen kann der Regisseur die Gesetze der Physik in seiner märchenhaften Geschichte nicht, was doch etwas schräg wirkt. 
Er baut sich, eben wie auch im echten Märchen, seine Plotelemente so zusammen, wie er sie gerade benötigt, was irgendwie auch okay ist, den Film aber wesentlich weniger clever macht, als er zu sein vorgibt. Im Kern ist er nämlich ausgesprochen simpel, was auch den schablonenhaft gezeichneten Charakteren anzusehen ist. Solanas, der auch das Drehbuch verfasste, gelingt es kaum, Adam und Eden über die blasse Lovestory hinaus eigenes Leben einzuhauchen. Gerade "Die Verführten"-Star Kirsten Dunst bleibt ungemein unterbeschäftigt, wird eher passiv in die vielen Scherereien geschoben und der Drehbuchkniff, der die Wiedervereinigung der ehemals Liebenden erschwert, ist ebenso billig wie einfallslos konstruiert. Jim Sturgess, bekannt aus "Geostorm" und "21", wirkt wesentlich lebendiger, ist aber eine klare Fehlbesetzung: Stets unter Strom und dabei merkwürdig hadernd kauft man ihm die Rolle nicht ab, da Sturgess seltsam überzeichnet und seinem Charakter wenig Unterbau anhaften kann. So richtig wollen die Funken zwischen ihm und Dunst dann auch nicht fliegen, was der Liebesgeschichte dann auch den letzten Charme raubt - da diese im Fokus eines ansonsten arg fantastischen Filmes steht, sind die Probleme unverkennbar.

Fazit: Eine skurill-faszinierende Grundidee wird für wenig mehr als eine recht flache Märchen-Liebesgeschichte genutzt. Einseitig geschriebene Figuren überdecken Plotholes und seltsam anmutende Regelwerke nicht - die Prämisse zerfließt in Fantastereien und überholt sich dabei ziemlich schnell selbst.

Note: 4+




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