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Rango

Es ist doch irgendwie erstaunlich, dass der Regisseur, der meine drei absoluten Lieblingsfilme erschaffen hat, mich darüber hinaus mit kaum einem seiner Werke überzeugen konnte. Für die drei originalen "Pirates of the Caribbean"-Filme werde ich Gore Verbinski wohl auf ewig dankbar sein, denn die werde ich mir wohl noch hunderte Male mit gleicher Begeisterung ansehen können... für seine weiteren Werke, sei es der maue Horrorschocker "Ring", der wirre und überkomplexe Thriller "A Cure for Wellness" oder die überlange Westernkomödie "Lone Ranger" gilt das allerdings keineswegs. Und auch der Animationsfilm "Rango", der das Dreamteam Verbinski und Johnny Depp wiedervereinte, ließ mich leider vollkommen kalt.

RANGO


Das Chamäleon, welches sich später selbst den Namen Rango geben soll, wird bei einem Autounfall in der Wüste von seinen menschlichen Besitzern getrennt und schlägt sich verängstigt in eine von verschiedenen Tieren bevölkerte Westernstadt vor. Die Einwohner kämpfen mit einem gefährlichen Wassermangel und gegen fiese und brutale Raubtiere - sie könnten tatsächlich einen neuen Helden gebrauchen, der nicht gleich nach drei Tagen wieder abtritt. Um sich vor den örtlichen Banditen zu schützen, gibt sich Neuzugang Rango als ein solcher aus und wird plötzlich von den Einwohnern verehrt und mit wichtigen Aufgaben betraut... das tollpatschige Reptil rast deswegen schon bald von einem Unheil ins nächste.

Nein, mit "Rango" bin ich einfach nicht warm geworden und das, obwohl ich mich wirklich bemüht habe, diesen Film zu mögen. Zum einen, weil ich Gore Verbinskis Arbeiten abseits der grandiosen "Fluch der Karibik"-Trilogie endlich mal gut finden möchte... und zum anderen, weil ich auch gerne ein paar mehr Westernfilme weiterempfehlen möchte als die Handvoll, die mich wirklich begeistert hat (ist wohl, ebenso wie das Kostümdrama, einfach nicht ganz mein Genre). Und wenn es nun ein Animationsfilm ist, dann soll es eben so sein. Tatsächlich greifen diese gegenseitigen Genres hier nie passend ineinander und man fragt sich bereits nach kurzer Zeit, wen genau Verbinski mit dieser wahren Zitierschlacht nun eigentlich ansprechen möchte. 
Kinder werden sich aufgrund der doch eher dreckigen Optik, die ganz und gar den klassischen Italowestern der Siebziger nachempfunden ist und der an sich kaum knuddeligen, sondern eher durchgehend fluchenden und herumrotzenden Charaktere ein wenig im Film falschen fühlen - so richtig abgeholt werden sie in einer dünnen Geschichte, die sich eher ums Zitieren als um die bloße Unterhaltung schert, wirklich nicht. Für die Erwachsenen hätte noch die Chance eines schlichtweg rebellierenden Animationsfilms bestanden, doch auch hier scheint Verbinski nicht recht zu wissen, in welche Richtung er mit diesem Werk, für welches er sogar auf die Regie des vierten Piratenfilms verzichtete, laufen soll. 
Seine Dramaturgie holpert gewaltig, was zum einen an der ungemein dürren Geschichte und zum anderen an den Charakteren liegt, an die man sich nicht klammern kann. Rango selbst taugt schlichtweg nicht als Identifikationsfigur, der im Grunde keine wirkliche Reise oder Entwicklung durchmacht und auch der Rest an erstaunlich blassen, tierischen Nebenfiguren kann sich in dem Wust der Charakteransammlung keinen eigenen Namen machen. Sie brüllen und laufen alle durcheinander, ohne dabei auf den Nenner zu kommen, einen emotionalen Bindewert stellen sie nicht her und auch der Humorlevel bleibt angesichts der altbekannten Albernheiten und einiger flacher Anspielungen durchgehend auf einem niedrigen Level. Actionsequenzen kann Verbinski weiterhin inszenieren, das beweist er auch hier, doch mit fortschreitender Laufzeit verwandelte er auch diese, obwohl immer stark durchchoreographiert, in ein wildes Durcheinander. Da schießen Schlangen plötzlich mit Maschinengewehren und Fledermäuse verwandeln sich in herumsirrende Kriegsflugzeuge - das ist, gerade angesichts der ansonsten sehr finster und real angegangenen Animationskünste, ein ziemlich herber Kontrast, der keineswegs aufgeht. 
Im Grunde setzt sich "Rango" also zwischen alle Stühle und macht es niemandem wirklich Recht (mit Ausnahme der Academy, die den Film völlig ungerechtfertigt mit dem Preis für den besten Animationsfilm 2011 auszeichnete) - Kinder finden keine Figuren zum Festhalten, Erwachsene werden ein Sammelsurium aus Albernheiten und flachen Phrasen als zu dünn empfinden. Nein, auch dieser Film aus der Feder Verbinskis ist leider schon wieder kein überzeugender. Ich gucke dann demnächst einfach noch einmal die "Pirates of the Caribbean"-Trilogie.

Fazit: Unausgegorener Animationsfilm, technisch versiert, in Sachen Dramaturgie jedoch vollkommen holpernd. Die Handlung ist dünn und überfrachtet, die Charaktere bleiben flach und konturlos. Gore Verbinski verstrickt sich in einem kaum charmanten Mix aus überzogenen Albernheiten und hohlen Zitierphrasen.

Note: 4




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