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Beach Bum

Vor rund sieben Jahren spaltete Harmony Korine mit einem Film die Gemüter: "Spring Breakers" erschien der einen Hälfte als sinnfreie und anstrengende Party-Klamotte, mit ständig in Bikinis umherlaufenden, dauergeilen Teenie-Girls und einem chargierenden James Franco. Die andere Hälfte sah darin einen visuell berauschenden Film, wild und zügellos und somit durchaus reizvoll. Nun hat er seinen neuen Film in die Kinos gebracht und es war von Beginn an klar, dass Korine seinen Grundsätzen treu geblieben ist. Denn auch hier folgt er einem Protagonisten in einer Welt, in der er einfach nur frei sein will - Alkohol, Sex und vor allem Drogen. Im direkten Vergleich zu seinem Vorgängerwerk ist "Beach Bum" aber auch wesentlich zielloser und uninteressanter geworden.

BEACH BUM


Moondog (Matthew McConaughey) hat vollkommen die Kontrolle über sein Leben verloren. Einst ein gefeierter Dichter, so hat er sich nun in Alkohol und Drogen verausgabt. Selbst die Hochzeit seiner Tochter Heather (Stefania Owen) crasht er, während seine Frau Minnie (Isla Fisher) seinen Lebensstil teilt, dabei aber auch nicht treu agiert. Nach einem Schicksalsschlag muss sich Moondog, der am liebsten sein Leben lang nur koksen und kiffen würde, damit zurechtfinden, dass er sich neu ordnen muss. Das Geld ist plötzlich weg und Moondog wird sogar vor Gericht gezerrt. So richtig wahrhaben will er diese Einschneidung aber nicht und wehrt sich auf seine ganz eigene Art, um sich selbst treuzubleiben...

Wenn man über "Beach Bum" sprechen will, muss man eigentlich bloß Worte über Moondog verlieren, denn der Protagonist beherrscht das Werk. Alles dreht sich um ihn, weitere Charaktere wie seine Frau Minnie, sein bester Freund Lingerie (gespielt von Rapper Snoop Dogg, der seine Sache erstaunlich solide macht, sich aber wohl auch irgendwie nur selbst spielen muss) oder Tochter Heather spielen zwar eine Rolle, sind aber eher dafür da, um gewisse Situationen anzukurbeln. Ansonsten folgen wir Moondog auf seinem Weg und müssen ihn kennenlernen, um überhaupt irgendwie den Ansatz einer Nachvollziehbarkeit für sein Leben und seine Taten aufzubringen. Und, wie man hier bereits unschwer herauslesen konnte, nachvollziehen konnte ich kaum eine Seite an ihm. 
Das Problem dürfte sein, dass Harmony Korine diesen Typen offensichtlich viel zu sehr verehrt, nicht den Hauch der Kritik an Moondog zulässt. Und das wirkt ebenso verlogen wie engstirnig, denn tatsächlich kann man an ihm kaum ein gutes Haar lassen. Positiv zu benennen ist, dass Moondog sich nicht verbiegen lassen will, dass er seinen eigenen Weg geht und sich dabei auch nicht reinreden lässt. Und das wäre durchaus sympathisch, beinahe vorbildlich, würde er es dabei nicht auch anderen Menschen so schwer machen. Er ist ein egomanisches Arschloch, welches keinerlei Respekt vor anderen Menschen aufbringt, auch wenn er es denn mal versucht. Man scheint mit ihm reden zu können, er hat einen Hang zur Freundschaft, dennoch macht er bei seiner Tour wesentlich mehr als nur sich selbst kaputt. Korine scheint das cool zu finden und es hat durchaus einen rebellischen Ton, allerdings zieht sich genau dieser über teils sehr zähe 95 Minuten durch den gesamten Film, ohne dass er den Versuch aufbringen würde, mal etwas Neues einzubringen. 
Moondog kokst, kifft und säuft sich also durch eine hübsche Kulisse, er vögelt viel, fährt mit Booten herum und hin und wieder schreibt er auch mal was - aber er lernt nicht, bleibt der selbe Typ, fährt auf einer gleichbleibenden Linie, selbst, als ihm das Schicksal dazwischenfährt. Und alle Menschen um ihn herum feiern und lieben ihn dafür. Wieso genau, das weiß man nicht so recht: Er ist zwar ein netter Kerl und er will auch niemandem etwas Böses, dass aber so ziemlich jeder seinen Namen kennt und alle ihn auf ein Podest heben, wie es auch der Regisseur tut, wirkt seltsam verlogen. Vielleicht ist aber auch genau das die Aussage, denn die Welt, in der sich Moondog bewegt, scheint kaum etwas mit der Realität zu tun zu haben und sollte es auch besser nicht. Natürlich, man weiß es besser, dass es solche realitätsfernen Gestalten gibt, ein emotionaler Halt wird einem filmisch jedoch nicht gegeben. 
In wenigen Momenten bekommt man ihn dann aber doch zu fassen, bekommt zumindest einen Eindruck von der Gedankenwelt des verschrobenen Protagonisten - kleine und stille Momente, womit "Gold"-Star Matthew McConaughey wenig zu tun hat. Der überdreht hier nämlich so enorm, dass man ihn für seinen Mut bewundern kann, seine Darstellung angesichts solch einer Überzeichnung aber auch schnell anstrengend und großkotzig finden wird. Überraschenderweise ist es "Bad Boys"-Star Martin Lawrence, der mit seinem Auftritt für Lichtblicke sorgt, während der Rest der Besetzung um Isla Fisher, Zac Efron und "Wolf of Wall Street"-Star Jonah Hill nur wenig Raum bekommt. Sie überdrehen dabei entweder oder sind nach fünf Minuten wieder im visuellen Rausch verschwunden. Der ist übrigens, was man auch noch anmerken muss, längst nicht so brillant und anziehend wie noch in "Spring Breakers". Nur einmal gelingt es Korine während einer verrückten Poolpartysequenz, dieses alte Gefühl wieder greifbar zu machen, während er sich ansonsten weitestgehend mit lauen Aufnahmen gigantischer Joints beschäftigt - provokant, aber auch ziemlich einfalls- und witzlos.

Fazit: Ein erneut vollkommen überdrehender Matthew McConaughey schafft es nicht, einen emotionalen Halt zu seiner Figur darzustellen. Moondog wirkt seltsam unnahbar, unsympathisch und wird dennoch auf ein Podest erhoben, welches der visuell diesmal sehr sparsame Harmony Korine ihm bietet - eine Bauchlandung.

Note: 4-




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