Und auf einmal kehrt Ruhe in den deutschen Kinos ein und wir befinden und wieder in einer kleinen Umorganisierungsphase. Die Oscarfilme, die stets den Januar und den Februar für sich beanspruchen, sind soweit durch, bis zum großen Blockbusterschaulaufen sind es aber auch noch zwei Wochen hin. Und während "Captain Marvel" in den Kinos herumwütet und zwei Wochen, bevor mit "Dumbo" gleich der nächste Hit wartet, bekommen kleinere Filme die Chance, ohne riesige Konkurrenz ein bisschen Aufmerksamkeit zu generieren. Nächste Woche starten dabei zum Beispiel Jordan Peeles neuer Horrorfilm "Wir" oder Til Schweigers in den USA mächtig gefloppte "Head Full of Honey". Und diese Woche? Da ist der deutsche Film noch einmal dran: Allerdings ist "Trautmann" dann doch nicht so gut, wie zuvor heimlich erhofft.
TRAUTMANN
Kurz vor der Kapitulation Deutschlands im April 1945 wird der deutsche Soldat Bert Trautmann (David Kross) von englischen Offizieren gefangen und in ein Kriegsgefangenenlager gesteckt. Als dieser mit seinen Mitgefangenen wettet, dass er sämtliche Fußballtorschüsse halten kann und dabei sogar erfolgreich ist, wird er zufälligerweise von dem Fußballtrainer Jack Friar (John Henshaw) beobachtet. Da dessen Torwart eine Niete ist, holt er sich den Deutschen in die Mannschaft... sehr zur Missgunst der anderen Spieler und auch Jacks Tochter Margaret (Freya Mavor). Doch mit der Zeit spielt sich Bert im wahrsten Sinne des Wortes frei, zeigt seine eigene Menschlichkeit... und schreibt Fußballgeschichte.
Fußball ist überhaupt nicht mein Thema, von Bert Trautmann hatte aber sogar ich bereits gehört. Trotzdem vermied ich es tunlichst, mich vor der Sichtung des ihm gewidmeten Films noch mit seiner Person tiefer auseinanderzusetzen - vielleicht würde das Werk von Regisseur Marcus H. Rosenmüller ja noch einige Überraschungen für mich bereithalten. Tatsächlich beschränken sich diese, selbst wenn man mit Trautmanns unglaublicher Geschichte nicht vertraut ist, auf ein Minimum und dem allgemeinen Tonus der Kritiker, man hätte aus diesem faszinierenden Leben einen unkomplizierten Feel-Good-Movie gemacht, kann ich so zumindest in Ansätzen beipflichten. Denn während er noch kleinere Probleme mit sich herumträgt, kristallisieren sich zwei große Schwierigkeiten heraus.
Zum einen sei da die Regie Rosenmüllers genannt, der nur wenige, wirklich originelle Ideen gehabt hat (so zum Beispiel das Abfilmen zweier wichtiger Grabsteine während einer Prügelei auf einem Friedhof, welches den Konflikt beider Personen passend und ohne Worte auf den Punkt bringt). Ansonsten filmt er streng nach Lehrbuch, seine Bilder sind manchmal nichtssagend und unkreativ und gegen Ende verschreibt er sich mit Hilfe von Superzeitlupen und einem dröhnenden Soundtrack gar dem Hollywood-Bombast - etwas, was die im Kern sehr menschliche Geschichte in dieser Form sicherlich nicht nötig gehabt hat, sie gar ein wenig ihrer Bodenständigkeit beraubt.
Das zweite Problem ist die Zusammenstauchung einer Geschichte, die in diesem Format nun ziemlich risikoarm ausfällt. Natürlich, einige einschneidende Erlebnisse aus dem Leben Trautmanns finden auch hier Erwähnung und genügend Raum, generell geht Rosenmüller mit vielen Konflikten viel zu stiefmütterlich um, untergräbt den schieren Aufschrei der britischen Gemeinde schier. Viel zu rasch löst sich alles in Wohlgefallen auf und sogar die mit im Fokus stehende Liebesgeschichte zwischen Bert und der anfänglich noch arg distanzierten Margaret wird plötzlich arg zuckrig. Bis es kurz nach der Halbzeit (man verzeihe mir diese Fußball-Fußnote) dann einen sehr plötzlichen Zeitsprung gibt, der angesichts der Darsteller, die vorher bereits für ihre Rollen zu jung aussahen, hier aber optisch auch nicht gealtert sind, was teilweise unfreiwillig komisch wirkt, hat es solcherlei seltsame Momente zwar schon gegeben, aber nicht in extremem Ausmaß.
Und auch später hat Rosenmüller sicherlich einige starke Momente zu bieten... er bietet aber eben auch nicht mehr als den durchaus unterhaltsamen, teilweise sehr belehrenden und durchweg solide gespielten Standard. Das reicht, um zwei Stunden lang und einigen Längen zum Trotz unterhalten zu werden, es ist aber eben auch weniger als das, was Trautmanns Geschichte in der Wahrheit ist. Hier macht man es sich also zu einfach und kann selbst einen erneut schlichtweg starken David Kross nicht ganz retten. Er ist keine Fehlbesetzung (diese Bezeichnung gebürt allerdings "Die versunkene Stadt Z"-Star Harry Melling, der in der Rolle eines englischen Sergeants nicht nur steif, sondern auch viel zu jung wirkt), aber er kommt auch nicht so richtig zum Zug. Es gibt also wenig, was so richtig ärgerlich an diesem Film ist... aber auch nichts, was nachhaltig beeindruckt und stellt deswegen erneut einen deutschen Kinostreifen in diesem Jahr dar, der okay ist, aber auch wesentlich besser hätte sein können.
Fazit: Trautmanns Geschichte weiß zu packen, dennoch vereinfacht Regisseur Rosenmüller den Plot zum Standard, untergräbt wichtige Konflikte und bietet auch inszenatorisch zu wenig. Dennoch gibt es immer wieder starke Momente und einen David Kross, der sich mehr als redlich müht.
Note: 3
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