Am 27. Juni 2017 starb Charakterdarsteller Michael Nyqvist und im viel zu jungen Alter von nur siebenundfünfzig Jahren an einer Lungenkrebserkrankung. Auch wenn sein Name nicht allen bekannt sein dürfte, gesehen haben wir ihn alle schon mal irgendwo, so zum Beispiel in den "Verblendung"-Filmen oder international als gern gesehener Antagonist. Dabei machte er unter anderem John Wick in seinem ersten Auftrag oder auch Ethan Hunt im vierten "Mission: Impossible"-Film das Leben schwer. Sein letzter Film war der Kriegsactioner "Hunter Killer", der im November 2018 schließlich auch in die deutschen Kinos kam. Einen besseren Abschluss seiner Karriere hätte man Nyqvist aber definitiv wünschen können, denn der Film erfüllt genau die Erwartungen... und meine waren nun mal sehr niedrig.
HUNTER KILLER
Joe Glass (Gerard Butler) hat gerade das Kriegs-U-Boot "USS Arkansas" übernommen und soll mit seinem Team im nördlichen Eismeer einer Sache nachgehen - dort wurden offensichtlich ein russisches und ein amerikanisches U-Boot beschossen und versenkt. Wie sich herausstellt, hat der russische Verteidigungsminister Dmitri Durov (Mikhail Gorevoy) einen Putsch angezettelt und den Präsidenten Nikolai Zakarin (Alexander Dyachenko) festhalten. Während die Regierung ein Team ausgesendet hat, um das Staatsoberhaupt womöglich befreien zu können, sehen sich Glass und seine Besatzung auf feindlichem Terrain einer Herausforderung gegenüber: Durov möchte einen dritten Weltkrieg einleiten, um selbst an die Macht zu gelangen und während sich Glass mit einigen Überlebenden des russischen U-Boots verbündet, gehen die Russen bereits in Kampfstellung...
Der Plot ist im Kern ungemein simpel, lässt sich aufgrund der etlichen Charaktere und der mühselig aufgestellten Grundthematik jedoch nur schwer in wenige Worte fassen. Obwohl die Geschichte in sich ebenso vorhersehbar wie alles andere als originell ist, blasen die Macher rund um Regisseur Donovan Marsh diese eben an allen Ecken und Enden auf und übertünchen somit, dass es eigentlich um gar nicht so viel mehr geht als um den großen Krachbumm. Es macht bemerkenswert oft "Boom" in diesem Film, Gewehrfeuer rasselt, Befehle werden gebrüllt, Torpedos schlagen mit Wucht ein, feuerrote Explosionen ragen im blauen Eis hervor.
Im Grunde ist das also eine zweistündige Actionsequenz, in der Menschen in Amerika ehrfüchtig und nägelkauend auf Bildschirme starren und Männer in einem U-Boot das selbe tun, während sie warten, ob ihr Plan funktioniert. Das ist definitiv nicht unspannend und Marsh findet gerade im letzten Drittel immer wieder einige starke Ausgangssituationen - allerdings ist das auch nichts, was wir nicht in anderen Filmen schon besser und wirkungsvoller gesehen haben. Abgesehen vom einfachen Plot, den soliden Actionszenen und der vollkommen banalen Charakterentwicklung (im Grunde gibt es einfach zu viele Figuren, keine kann hier richtig zu ihrem Recht kommen) ist es also offensichtlich erneut eine Huldigung vor dem amerikanischen Militär, welches hier mal wieder heldenhaft und "Hua"-rufend in die Schlacht ziehen darf.
Wenn zum Abspann Realaufnahmen von aufsteigenden und absinkenden U-Booten vor dem Sonnenuntergang, untermalt mit dem pompösen Soundtrack aus der Feder von "Brick Mansions"-Komponist Trevor Morris, dann weiß man schon, worauf dieser Film abzieht. Diesmal muss sich Amerika den Platz in der Sonne aber teilen, denn anders als gewohnt, werden die Russen diesmal nicht als tumbe, machtgierige Feinde abgescholten. Das wirkt ein wenig wie eine halbherzige Entschuldigung für die letzten Jahre der Blockbuster-Filmgeschichte, in denen die Russen eben sehr gerne als bösartige Feinde der gutherzigen Amerikaner genommen wurden. Diese Entscheidung werde ich weder positiv noch negativ beanschlagen, es fällt nur auf und vielleicht ist diese zumindest etwas positiv gehaltenere Entwicklung doch gar nicht so falsch, wenn auch innerhalb des mauen Showdowns vollkommen unglaubwürdig. Aber gut, mit der Logik sollte man es in diesem Plot, auch wenn die verschiedenen Flottenmanöver zumindest ansatzweise nachvollziehbar gehalten sind, dann nicht so genau nehmen, wird doch auch hier mit Klischees gearbeitet.
Die namhaften Schauspieler ergeben sich dann in ihren Rollen auch ihrem Schicksal und es ist tatsächlich "Colonia Dignidad"-Star Michael Nyqvist in seinem letzten Auftritt auf der großen Leinwand, der hier mit einer ebenso zurückhaltenden wie soliden Performance einen bleibenderen Eindruck hinterlässt. Actionstar Gerard Butler spielt hingegen mal wieder seine Standard-Performance runter - nicht auffällig, aber eben auch nicht schlecht, da er diese Rollen mittlerweile bereits im Halbschlaf ausfüllen kann. Eine handfeste Enttäuschung ist hingegen "Leon"-Fiesling Gary Oldman und das nicht, weil er schauspielerisch nicht überzeugen würde, sondern weil er im Grunde einfach nichts zu tun hat und sein Part dafür, dass er nach Butler als zweiter im Cast genannt wird, schlichtweg enorm klein ausgefallen ist.
Fazit: Kriegs-Actioner nach bekanntem Konzept, visuell überzeugend, auf reiner Plotebene aber viel zu aufgeblasen für solch eine simple Handlung. Das ist dann nicht sonderlich glaubwürdig, hin und wieder aber einigermaßen spannend... und vor allem eben laut, denn es fliegt mal wieder viel in die Luft. Darauf dann diesmal nur ein leises "Hua".
Note: 4+
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