Große Filmreihen zu rebooten gehört mittlerweile irgendwie zum guten Ton in Hollywood. Wenn den Machern nämlich nichts mehr zum Thema einfällt oder die Finanzen beim letzten Part nicht stimmten, man die zuvor so erfolgreiche Marke aber nicht verkümmern lassen will, heißt es direkt: Reboot! Dass das durchaus gutgehen kann, ist mittlerweile klar, zumeist werden die zuvor geliebten Reihen aber nur in einen lauwarmen Aufguss gepackt, bei denen selten klar ist, wieso die Macher dafür noch einmal so viele Millionen ausgegeben haben, wenn sie hier doch einfach nichts mehr zu erzählen wissen. Dieses Schicksal trifft, auch wenn das diesmal keine große Überraschung ist, auch das neue Abenteuer im "Men In Black"-Universum. Mit einer neuen Starbesetzung sollte frischer Wind in das Franchise, herausgekommen ist dabei aber nur ein unlustiges, zähes und extrem laues Lüftchen...
MEN IN BLACK: INTERNATIONAL
Von Kindesbeinen an weiß Molly (Tessa Thompson) von der Existenz der Men In Black und der auf der Erde beheimateten Aliens und sucht seitdem einen Zugang zu der Organisation. Als ihr dies nach etlichen Jahren endlich gelingt, endet sie beinahe in einer von Agent O (Emma Thompson) befohlenen Blitzdingsung. Die bald als Agent M bekannte Frau kann sich jedoch durchsetzen und wird den MIB als neue Agentin zur Probe eingeteilt. Dort tut sie sich mit dem arroganten Agenten H zusammen, der in London unter seinen Kollegen einen Ruf als Held genießt, sich seitdem aber auf seinen Lorbeeren ausruht. Gemeinsam müssen die beiden so unterschiedlichen Mitstreiter einem fiesen Alien auf die Spur kommen, welches sich mitten im Herzen der englischen Stadt aufzuhalten scheint und über Leichen geht...
Nun gut, die Trailer sahen bereits nach einer mittleren Katastrophe aus und eigentlich hatte ich auch gar keine Lust auf weitere "Men In Black"-Abenteuer. Wirklich gemocht habe ich seinerzeit nur den ersten Film, eine der besten Sci-Fi-Komödien aller Zeiten, während die beiden 2002 und 2012 erschienenen Fortsetzungen mau (Teil 2) und okay (Teil 3) waren. Es schrie also eigentlich gar nichts danach, sich noch weiter an der Marke zu versuchen und als klar wurde, dass nun auch dieses Franchise dem Reboot-Wahn zum Opfer fallen würde, dass Tommy Lee Jones und Will Smith raus seien und man sich stattdessen auf "frisches Blut" vor und hinter der Kamera verlassen wollte... nein, da war ich irgendwie schon raus. Trotzdem wollte ich dem Film natürlich eine Chance geben, wurde jedoch innerhalb meiner geringen Erwartungshaltung bestätigt: "International" stellt sich als uninspirierter, phasenweise erschreckend langatmiger und alberner Beitrag heraus, der im direkten Vergleich sogar dem zweiten Film der Originaltrilogie den Rang abläuft und deswegen offiziell nun als schwächster Film der Reihe gelten darf.
Die Macher rund um "Fast & Furious"-Regisseur F. Gary Gray ruhen sich dann auch auf dem kleinsten, gemeinsamen Nenner aus und zitieren, wo es nur geht: Es gibt für Kenner der Reihe viel zu sehen, aber alles ist irgendwie nur als kleiner Cameo drin, ohne, dass dies einen sonderlichen Mehrwert hätte. Zudem gibt es dann noch auf fast entnervende und fürchterlich plumpe Art den Wink zur heutigen "MeToo"-Debatte (der Titel des Franchise ist aber nun mal auch extrem sexistisch und frauenfeindlich, oder?), jede Menge visuelle Spielereien und ein Bild von Jay und Kay im Büro des Oberchefs in London. Ohne sowas geht es selbst in einem Reboot nicht mehr, darüber hinaus ist Gray aber so erstaunlich wenig eingefallen, dass sich diese 114 Minuten schon bald sehr, sehr lang anfühlen.
Über so etwas wie einen ausgefuchsten Plot muss man in einem Film wie diesem ja eigentlich keinen Gedanken verschwenden - auch die drei Originalfilme waren ja sicherlich keine Storymonster. Und wenn die Geschichte in diesem neuen Aufguss einfach nur Mumpitz wäre, die aber dazu dient, einfach Spaß zu haben, wäre das ja auch vollkommen in Ordnung. Der neue Plot in "International" ist nun aber nicht nur schwach auf der Brust, vollkommen überraschungsarm und streckenweise gar dummdreist... ihm wird auch noch ungemein viel Aufmerksamkeit beigelegt. Über etliche Minuten schwadronieren die Protagonisten über den Vorfall in London, ziehen Vergleiche und Verbindungen, sie überlegen und überlegen und überlegen und alles ändert sich irgendwie hin und her, obwohl nichts passiert.
Gray gelingt es nicht, in diesem erschreckenden Nichts an Plot einen Grundtenor von sympathischem Witz und flotter Action zu erstellen, wie es die ersten drei Teile noch durch die Bank weg taten. Ganz im Gegenteil, die zentralen Actionszenen wirken müde und uninspiriert und selbst die streckenweise sehr bunten und detailreichen Effektspielereien täuschen nicht darüber hinweg, dass hier offenbar niemand eine wirklich gute Idee für die Optik hatte. In Sachen Humor verlässt man sich dann auf einen dauerquasselnden Chris Hemsworth, der auf seiner momentanen Selbstironie-Schiene fährt und dabei noch nie so unlustig war, und auf eine stets staunende Tessa Thompson, die auch irgendwie so wirkt, als wüsste sie nie ganz, was sie hier eigentlich treibt.
Zusätzlich gibt es den obligatorischen, nervigen CGI-Sidekick, der keinen einzigen Lacher zünden lässt, sowie Emma Thompson als einzige Rückkehrerin, die zumindest ein wenig Feuer hat, in ihren wenigen Szenen aber auch viel zu wenig zu tun hat. Insgesamt also ein lauer Aufguss, bei dem man nicht verstehen muss, was hier das Ziel der Macher war. Moneten werden sie angesichts der dicken Konkurrenz nicht zu viele einnehmen und qualitativ fügen sie dem Franchise rein gar nichts Neues hinzu. Es bleibt also alles, wie es ist, nur ein ganzes Stückchen schlechter. Mission diesmal nicht erfüllt: "Men In Black: International" sollte ebenso wie die MIB-Agenten nicht zum System gehören.
Fazit: Lauer Aufguss des klassischen Sci-Fi-Franchise, der weder witzig noch sonderlich erhellend ist. In müden Actionszenen und einem quasi nichtigen und verquatschten Plot quält sich der Zuschauer durch langatmige zwei Stunden, in denen auch Chris Hemsworth und Tessa Thompson wenig retten können.
Note: 4-
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