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Pets 2

Für die Minions scheint es erst einmal keine neuen Pläne zu geben - der erste Film, in welchem die kleinen gelben Männchen in den Titelrollen auftraten, war 2015 ein gigantischer Erfolg und eine Fortsetzung ist auch bereits sicher, momentan hört man von diesem Sequel (auf das ich nicht wirklich warte) aber erstaunlich wenig. Stattdessen setzt Illumination erst einmal auf ein anderes Franchise... auf eines, welches im Jahr 2016 mit seinem Erstling einen schlichtweg umwerfenden Überraschungserfolg hinlegen konnte. "Pets" war vor drei Jahren nicht nur ein finanzieller Überhit, sondern auch qualitativ ein erstaunlich unterhaltsamer und spaßiger Animationsfilm. Das Sequel, das war von Anfang an klar, würde schwer zu schuften haben, um seinem Vorgänger ebenbürtig zu sein. Trotzdem nahm ich mit guter Laune im Kinosaal Platz, in der Hoffnung, noch einmal ebenso viel Spaß mit den quierligen Haustieren zu haben...

PETS 2


Es ist Nachwuchs unterwegs: Katie, das Frauchen der beiden ungestümen Hunde Max und Duke, die sich zuvor nach einigen Scherereien zusammengerauft und angefreundet haben, erwartet ein Kind. Max ist schockiert und zeigt sich von dem jungen Spross, Liam genannt, erst alles andere als begeistert, bevor er dann einen enormen Beschützerinstinkt entwickelt. Als es dann zu einem Ausflug aufs Land geht, entdeckt Max in einem wilden Abenteuer sein Herz für den kleinen Fratz und muss lernen, mit den neuen Lebensumständen klarzukommen. Währenddessen erleben die restlichen, tierischen Chaoten ihre ganz eigenen Abenteuer im Herz von Manhattan: Kaninchen Snowball geht als selbsternannter Superheld auf eine wichtige Mission und Hündin Gidget muss sich plötzlich mit einem Katzenleben auseinandersetzen...

Es ist schon erstaunlich, wie schnell "Pets 2" gegenüber dem Original, welches nun auch kein Meisterwerk des Animationsfilms, aber immerhin enorm unterhaltsam und herzlich war, deutlich abfällt. Im ersten Film hatte man noch eine ebenso simple wie temporeiche Geschichte, ein klares Ziel und klare Gruppierungen der Figuren. "Pets 2" hingegen scheint alles nun noch größer und wilder machen zu wollen, weiß in Sachen Plot aber gar nicht, wie er all diese Ideen und das mittlerweile gigantische Figurenensemble mit einer ansprechenden Geschichte ausstatten soll.
Man merkt dem Film, der in den USA an den Kinokassen bereits hinter den Erwartungen zurückblieb, im Grunde von der ersten Minute an, dass er als Schnellschuss-Fortsetzung konzipiert ist, um rasch einen neuen Film abzuliefern, bevor der erste Teil aus den Köpfen der Zuschauer entsprungen ist. Und so liegen zwischen der Veröffentlichung von "Pets" und "Pets 2" nur drei Jahre, was innerhalb des Animationsgenres vergleichsweise wenig Zeit ist. Zum Vergleich: Der vierte "Toy Story"-Teil, der nächsten Monat auch endlich bei uns in Deutschland startet, kommt neun Jahre seit dem letzten Film rund um Buzz, Woody und Co. Diese fehlende Zeit, die man sicherlich sinnig hätte investieren können, merkt man "Pets 2" nun in allen Kategorien an: Technisch ist der Film solide, aber auch nicht mehr - die Animationen sind detailreich und farbenfroh, doch 2019 hat man da bereits wesentlich Beeindruckenderes gesehen.
Richtig kritisch wird es aber eben, wenn es um das Flickwerk an Handlung geht, die man sich für diesen Film ausgesucht hat: Im Grunde sind es drei Geschichten, die parallel nebeneinander herlaufen und im Grunde auch keinerlei Bezug zueinander haben. Keine der Geschichten kann wirklich packen, tatsächlich würden sie, würde man jeden Plot auf seine eigenen Szenen zusammenstutzen, wohl eher wie eine etwas längere Folge einer täglichen Animationsserie auf Super RTL wirken. Es wirkt eben wie eine Nummernrevue, wo jedes bekannte Tier, welches wir im Vorgänger so geliebt haben, irgendwie noch einmal reingequetscht wird... ganz gleich, ob man dieses für den Plot nun braucht oder nicht. Natürlich sollte man bei einem Film, der besonders auf Kinder spezialisiert ist, nicht allzu viel in Sachen Handlung erwarten, dass sich der Plot von "Pets 2" aber als solch unoriginelles, albernes und furchtbar seelenloses Flickenwerk herausstellt, ist schon überraschend.
Selbst den Charakteren, die im Vorgänger noch durch spaßige Haustier-Eigenschaften glänzten, kann man hier kaum mehr etwas abgewinnen: Hauptfigur Max macht eine Wandlung durch, die durch die Zusammenstückelung seines lahmen Plots auf dem Land aber vollkommen erzwungen und banal herüberkommt, während die Sidekicks rund um die prominent vertonten Hamster, Hunde und Vögel hier nur noch Stichwortgeber sind. Selbst der heimlichen Star des Originals, das aggressive Kaninchen Snowball, ist hier nur noch für wildes Herumbrüllen zu gebrauchen. Bezeichnend ist auch der Auftritt von Duke: Im Original immerhin noch zweite Hauptfigur und emotionaler Anker, wird hier kaum klar, wozu man den riesigen, plüschigen Hund eigentlich noch braucht. Es gibt am Ende also nur zwei Momente, die aus dem ansonsten gehetzten und zerfaserten Film herausragen: Zum einen grandios lustige Szene rund um eine Katzenhorde, die ein Spielzeug zu verteidigen versucht. Und ein immerhin rasanter Showdown, der erzwungen wirkt, aber zumindest Tempo und ein paar gelungene Gags bietet. Der Rest des Films ist Arbeit nach Vortrag: Eine Fortsetzung, die lieblos dahingeklatscht wurde.

Fazit: Fans des ersten Teils kommen aufgrund einer zerfaserten und banalen Handlung nicht mehr auf ihre Kosten. Die Charaktere werden verschenkt, die Gags beschränken sich zumeist auf laue Albereien und durchschnittliche Sprüche. Nur in wenigen Momenten zeigt das Sequel, dass das Thema eigentlich immer noch Feuer hat.

Note: 4-









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