Es ist schon erstaunlich, wie sehr sich Matthew McConaughey in seiner Karriere gewandelt hat. Heute kennt man ihn als schlichtweg grandiosen Schauspieler (auch wenn er dabei gerne ein wenig überzeichnet, was mal mehr, mal weniger gut funktioniert), als verdienten Oscarpreisträger und als Mann, der sich seine Rollen sehr gerne aufgrund ihrer Skurillität aussucht. Da kann man beinahe vergessen, dass McConaughey seine Schauspielkarriere wesentlich simpler begonnen hat - als Frauenschwarm in etlichen romantischen Komödien. Aus dieser Ära, die kurz vor McConaugheys Sinneswandel entstand, stammt auch "Der Womanizer", in welcher er mal wieder herrlich den oberflächlichen Schönling raushängen lässt... dies aber leider nicht über die gesamte Laufzeit.
DER WOMANIZER
Connor Mead (Matthew McConaughey) ist Starfotograf, liquide, gutaussehend, charmant... und bekannt dafür, jede Frau ins Bett zu bekommen, um sie gleich darauf wieder zu verlassen und ein gebrochenes Herz zurückzulassen. An diesem Wochenende bricht er zur Hochzeit seines Bruders Paul (Breckin Meyer) auf und schafft es auch dort, mit seinem Ego unter den Anwesenden, darunter auch seine verflossene Jugendliebe Jenny Perotti (Jennifer Garner), die er ebenfalls verletzte, für Stunk zu sorgen. Dann jedoch erscheint ihm plötzlich sein verstorbener Onkel Wayne (Michael Douglas), der ihm offenbart, dass er in dieser Nacht Besuch von drei Geistern erhalten wird... und sie sollen ihn lehren, was er denn falsch gemacht hat. Zu Beginn hat Connor mit diesem surrealen Spiel Spaß, mit der Zeit blühen ihm seine Fehler jedoch auf und er scheint zu verstehen, was für einen Dominoeffekt er damit in Gang setzt.
Es ist im Grunde der typische Verlauf einer Komödie, in der ein egomanisches Arschloch in der Titelrolle auftritt: Der Spaß ist eben immer dann am Größten, wenn diese Rolle ihr Ego voll und ganz ausleben darf und dabei sowohl sich selbst als auch andere Menschen vor den Kopf stößt - es ist eben eine gewisse Schadensfreude, die man dabei empfinden darf. Deswegen lieben wir Filmfiguren wie Tony Stark oder Captain Jack Sparrow, weil sie als Antihelden, die man eigentlich aufgrund ihres Verhaltens unsympathisch finden muss und die dabei auch eine gewisse Unvorhersehbarkeit mitbringen, so hervorragend funktionieren und in uns ein wenig das Gefühl zu erwecken, zumindest mal ein bisschen so wie sie sein zu dürfen.
Dieser Vergleich hinkt aber natürlich, denn obwohl man McConaughey in der ersten Hälfte dieser romantischen Fantasy-Komödie, die sehr frei und genreentfremdet den Aufhänger der klassischen Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens nutzt, sehr gern zusieht, sind wir von seinem Connor Mead in keinster Weise seltsam-begeistert. Wir lernen ihn als Arschloch kennen und es ist daher eine Freude, ihm zuzusehen, weil er so abgehoben und von sich selbst überzeugt ist, dass genau dies pointierten Humor erbringt. Die Läuterung wird aber natürlich, so muss es in diesen Filmen sein, auch noch folgen und genau das ist der Punkt, an dem viele Filme schwächeln... "Der Womanizer" ist da sicherlich keine Ausnahme.
Leider kommt dieser Punkt recht früh, denn bereits wenn Connor mit dem ersten Geist ("Einfach zu haben"-Star Emma Stone an ihrem Karriereanfang, damals aber bereits absolut bezaubernd) in dei Vergangenheit aufbricht, wird es seltsam schmalzig. Es ist von Anfang an klar, in welche Richtung die Macher rund um "Vampire Academy"-Regisseur Mark Waters hier wollen, dementsprechend überraschungsarm gestaltet sich die ganze Chose: Wir sehen erst, wie Connor überhaupt zu diesem gefühlskalten Idioten geworden ist, dann sehen wir, was die Läuterung mit ihm macht... und dann kommt der Kitsch in seiner vollen Breitseite. Das ist generell ja erst einmal nichts Schlechtes und die Zielgruppe wird damit auch angesprochen, doch in der heutigen Filmgeschichte wurde schon mehrfach bewiesen, dass man solcherlei ausgelutschte Baugerüste auch charmant und clever inszenieren kann - drei Jahre später tat dies zum Beispiel der hervorragende "Silver Linings".
Das hier ist dann aber, sieht man mal von einigen recht kreativen, visuellen Einfällen und einem erstaunlich gut aufgelegten Michael Douglas ab, der die ganze Chose in Fahrt bringt, einfach nach Leitfaden inszeniert und hat zudem ein Hauptdarsteller-Pärchen am Start, zwischen denen keinerlei Funken fliegen. Jennifer Garner war noch nie eine Top-Schauspielerin, hier bleibt sie aber wirklich enorm blass und Matthew McConaughey war im Komödiengenre auch schon mal flotter. Was man "Der Womanizer" letztendlich gewünscht hätte, wäre etwas mehr Biss und nicht die komplette Schmalztonne am Ende, denn das wirkt nicht nur vollkommen unglaubwürdig, sondern ist auch so unfassbar zuckrig geraten, dass man sich schütteln will. Während diesen nicht immer sehr kurzweiligen 100 Minuten gibt es immerhin oftmals Momente, an denen man sich festhalten kann... aber eben auch nichts, was anschließend noch länger im Gedächtnis bleiben wird.
Fazit: Die klassische Weihnachtsgeschichte wird als RomCom-Form neu aufgelegt, hat abgesehen von einigen spielfreudigen Nebendarstellern und ein paar netten Gags aber wenig zu bieten. Die Handlung bleibt auch in ihrer eigenen Welt unglaubwürdig und schmalzig und Matthew McConaughey war selbst in dieser Zeit seiner Karriere auch schon wesentlich besser.
Note: 4+
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