Eigentlich war es etwas zu mutig, so früh mit "Rocketman" an den Start zu gehen: Als der Film im Grunde schon abgedreht war und ein Kinostart in Nähe gerückt war, hatte sich "Bohemian Rhapsody" nämlich noch nicht zu diesem Mega-Überraschungshit entwickelt, der er heute mit mehreren hochverdienten Oscars, einem grandiosen Einspielergebnis und einer schlichtweg umwerfenden Qualität ist. Das Biopic von Elton John sollte nach den Wünschen der Machern doch bitte in ähnlich erfolgreichen Sphären spielen und kommt deswegen zwischen all den gigantischen Blockbustern im Mai in die Kinos. Ob der Erfolg wiederholt werden kann, darf noch angezweifelt werden, dennoch war ich durchaus heiß auf den Film - die Trailer und die Vorabkritiken lasen bzw. schauten sich doch sehr vielversprechend. Haben wir hier also gleich einen neuen Musik-Hit... oder doch nur eine seelenlose Kopie mit Dollarzeichen in den Augen?
ROCKETMAN
In jungen Jahren erhält der schüchterne Reginald Dwight (Taron Egerton) ein Stipendium an der Royal Academy of Music... der erste Schritt in die Richtung einer gigantischen Bühnenkarriere. Von dieser träumte Dwight bereits zuvor, glaubte jedoch nicht, diese jemals verwirklichen zu können. Schließlich wird ihm von dem Produzenten Dick James (Stephen Graham) die Chance gegeben, ganz groß raus zu kommen. Elton John, wie er sich mittlerweile nennt, wird zu einem Popkultur-Phänomen und Dwight zu einem der meist gefeierten Stars der Geschichte. Doch der Ruhm offenbart schnell seine Schattenseiten, als Elton sich den Drogen zuwendet und zudem eine geheime Affäre mit Manager John Reed (Richard Madden) eingeht...
Tatsächlich steckt niemand anderes als Dexter Fletcher hinter diesem Musiker-Biopic - der Mann, der letztes Jahr bereits "Bohemian Rhapsody" übernahm, nachdem der ursprüngliche Regisseur Bryan Singer nach seinem Fehlverhalten vom Projekt abgezogen wurde. Auch für Elton Johns Werk sorgte nun also jemand, der sich mit der Materie durchaus auskennt... und Fletchers Handschrift ist über die kompletten zwei Stunden zu erkennen. Dass "Rocketman" im Kern nicht ganz so beeindruckend und innig ausgefallen ist wie die Geschichte von Freddie Mercury und Queen, liegt an der realen Begebenheit und auch an dem Leben, dass sie geführt haben. Elton John ist ebenso eine Ikone, seine Songs haben im direkten Vergleich aber nicht die gleiche Sogkraft und Fletcher kann hier auch nicht auf eine solch historische Szene wie das große Konzert zurückgreifen, womit er "Bohemian Rhapsody" abschloss.
Stattdessen verlässt er sich auf die emotional anrührende, in diesem Bereich aber eben auch schon bekannte Geschichte, mit welcher man im Kino keine Bäume mehr ausreißen kann und verlässt sich beinahe vollkommen auf seinen Hauptdarsteller und sein sicheres, kreatives Händchen bei der Inszenierung. Letzteres verhilft diesmal zu einem etwas fantastischeren Einschlag, indem Fletcher seine Musicalszenen als Gedankenspiel seiner Hauptfigur inszeniert - da haben die Konzerte, in denen das Publikum plötzlich zu schweben beginnt, beinahe etwas Magisches und Fletcher erweckt das Kopfkino, den kreativen Verstand des Musikers schier in erhabenden Bildern zum Leben. Das wirkt in wenigen Momenten zwar auch etwas überzeichnet und generell leiden die untertitelten Musical-Szenen darunter, dass sie den ansonsten durchaus ernsten Ton der Geschichte in ihren bunten Massenszenen etwas zu künstlich brechen, auf rein inszenatorischer Ebene sind die großen Choreos aber durchweg sehr gelungen.
Ebenfalls mehr als überzeugend fällt die Besetzung aus, die erwartungsgemäß von einem absolut großartigen Taron Egerton angeführt wird. Der beweist bereits seit seinem Durchbruch im Jahr 2015 in "Kingsman", dass wir von ihm in Zukunft noch ganz viel hören werden und setzt seiner bisherigen Karriere mit dieser ungemein kraftvollen und bunten Performance das bisherige I-Tüpfelchen auf - er verschwindet beinahe vollkommen hinter der Figur des Elton John, gibt ungemein viel Power, weiß jedoch auch in den sensiblen, stillen Momenten vollkommen zu überzeugen. Unter den Nebendarstellern sticht besonders "The Help"-Star Bryce Dallas Howard hervor, die als Eltons Mutter für einige doppelbödige Einschübe sorgt und endlich mal wieder herrlich zickig sein darf, ohne dabei auf Klischees auszurutschen. Erwähnen sollte man indes auf jeden Fall auch "Game of Thrones"-Star Richard Madden als geldgeiler Musikmanager sowie Jamie Bell, der zwar eine etwas undankbarere Rolle abgegriffen hat, aber als emotionaler Rückhalt enorm taugt.
Über zwei Stunden lang entführt uns Dexter Fletcher also nun bereits zum zweiten Mal in kurzer Abfolge in die Welt eines gnadenlos genialen Musikers, in die Welt seiner Leidenschaft und seines Absturzes. Das ist im direkten Vergleich zu "Bohemian Rhapsody" nicht besser, dafür aber wesentlich düsterer und spart auch Drogenexzesse und Sexszenen nicht aus, womit man dem echten Leben des Interpreten näher kommt und sich nicht nur auf Erfolgen und kleineren Konflikten ausruht. Zwei Stunden sind zwar viel zu wenig, um all dem gerecht zu werden, was man besonders an der etwas gehetzten ersten halben Stunde merkt, aber es ist durchweg unterhaltsam und berührend - man kann also auch diesem Werk einen ähnlichen Erfolg nur wünschen, auch wenn dieser in solch einer Größenordnung wohl nicht geschehen wird.
Fazit: Taron Egerton blüht in einer meisterhaften Performance schlichtweg auf und Regisseur Dexter Fletcher beweist eine kreative Hand in der bunten und magischen Inszenierung, auch wenn er dabei nicht immer ein rundes Gesamtbild beweist. Emotional schlägt "Rocketman" den richtigen Weg ein, weiß zu verzaubern und zu berühren.
Note: 2-
Tatsächlich steckt niemand anderes als Dexter Fletcher hinter diesem Musiker-Biopic - der Mann, der letztes Jahr bereits "Bohemian Rhapsody" übernahm, nachdem der ursprüngliche Regisseur Bryan Singer nach seinem Fehlverhalten vom Projekt abgezogen wurde. Auch für Elton Johns Werk sorgte nun also jemand, der sich mit der Materie durchaus auskennt... und Fletchers Handschrift ist über die kompletten zwei Stunden zu erkennen. Dass "Rocketman" im Kern nicht ganz so beeindruckend und innig ausgefallen ist wie die Geschichte von Freddie Mercury und Queen, liegt an der realen Begebenheit und auch an dem Leben, dass sie geführt haben. Elton John ist ebenso eine Ikone, seine Songs haben im direkten Vergleich aber nicht die gleiche Sogkraft und Fletcher kann hier auch nicht auf eine solch historische Szene wie das große Konzert zurückgreifen, womit er "Bohemian Rhapsody" abschloss.
Stattdessen verlässt er sich auf die emotional anrührende, in diesem Bereich aber eben auch schon bekannte Geschichte, mit welcher man im Kino keine Bäume mehr ausreißen kann und verlässt sich beinahe vollkommen auf seinen Hauptdarsteller und sein sicheres, kreatives Händchen bei der Inszenierung. Letzteres verhilft diesmal zu einem etwas fantastischeren Einschlag, indem Fletcher seine Musicalszenen als Gedankenspiel seiner Hauptfigur inszeniert - da haben die Konzerte, in denen das Publikum plötzlich zu schweben beginnt, beinahe etwas Magisches und Fletcher erweckt das Kopfkino, den kreativen Verstand des Musikers schier in erhabenden Bildern zum Leben. Das wirkt in wenigen Momenten zwar auch etwas überzeichnet und generell leiden die untertitelten Musical-Szenen darunter, dass sie den ansonsten durchaus ernsten Ton der Geschichte in ihren bunten Massenszenen etwas zu künstlich brechen, auf rein inszenatorischer Ebene sind die großen Choreos aber durchweg sehr gelungen.
Ebenfalls mehr als überzeugend fällt die Besetzung aus, die erwartungsgemäß von einem absolut großartigen Taron Egerton angeführt wird. Der beweist bereits seit seinem Durchbruch im Jahr 2015 in "Kingsman", dass wir von ihm in Zukunft noch ganz viel hören werden und setzt seiner bisherigen Karriere mit dieser ungemein kraftvollen und bunten Performance das bisherige I-Tüpfelchen auf - er verschwindet beinahe vollkommen hinter der Figur des Elton John, gibt ungemein viel Power, weiß jedoch auch in den sensiblen, stillen Momenten vollkommen zu überzeugen. Unter den Nebendarstellern sticht besonders "The Help"-Star Bryce Dallas Howard hervor, die als Eltons Mutter für einige doppelbödige Einschübe sorgt und endlich mal wieder herrlich zickig sein darf, ohne dabei auf Klischees auszurutschen. Erwähnen sollte man indes auf jeden Fall auch "Game of Thrones"-Star Richard Madden als geldgeiler Musikmanager sowie Jamie Bell, der zwar eine etwas undankbarere Rolle abgegriffen hat, aber als emotionaler Rückhalt enorm taugt.
Über zwei Stunden lang entführt uns Dexter Fletcher also nun bereits zum zweiten Mal in kurzer Abfolge in die Welt eines gnadenlos genialen Musikers, in die Welt seiner Leidenschaft und seines Absturzes. Das ist im direkten Vergleich zu "Bohemian Rhapsody" nicht besser, dafür aber wesentlich düsterer und spart auch Drogenexzesse und Sexszenen nicht aus, womit man dem echten Leben des Interpreten näher kommt und sich nicht nur auf Erfolgen und kleineren Konflikten ausruht. Zwei Stunden sind zwar viel zu wenig, um all dem gerecht zu werden, was man besonders an der etwas gehetzten ersten halben Stunde merkt, aber es ist durchweg unterhaltsam und berührend - man kann also auch diesem Werk einen ähnlichen Erfolg nur wünschen, auch wenn dieser in solch einer Größenordnung wohl nicht geschehen wird.
Fazit: Taron Egerton blüht in einer meisterhaften Performance schlichtweg auf und Regisseur Dexter Fletcher beweist eine kreative Hand in der bunten und magischen Inszenierung, auch wenn er dabei nicht immer ein rundes Gesamtbild beweist. Emotional schlägt "Rocketman" den richtigen Weg ein, weiß zu verzaubern und zu berühren.
Note: 2-
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