Der Präsident der Vereinigten Staaten musste sich innerhalb der Filmgeschichte schon mit den krudesten Situationen auseinandersetzen - so dichtete man dem großen Abraham Lincoln innerhalb eines Trash-Actioners sogar eine Historie als brutaler Vampirjäger an. Gegen die Situation, in der sich Samuel L. Jackson als Mr. President im 2015 erschienenen "Big Game" wiederfindet, wirkt aber gar die vollkommen absurde Flugzeugentführung in "Air Force One" noch glaubwürdig. Hier wird der Präsident nach einem Terroranschlag im Wald ausgesetzt... und verbündet sich mit einem kleinen Jungen, der dort haust und glaubt, mit dem Herrscher der freien Welt eine passende Trophäe gefunden zu haben, um seine Familie zu beeindrucken. Klingt bescheuert? Ist es definitiv auch.
BIG GAME
Auf Grund einer Tradition wird der dreizehnjährige Oskari (Onni Tommila) aus seinem finnischen Dorf geschickt, um für einen Tag und eine Nacht im nahen Wald zu überleben und eine Trophäe mitzubringen. Nur wenige Stunden nach seinem Auszug stürzt ein Privatflugzeug in den Wäldern ab... und Oskari steht plötzlich vor dem leibhaftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, William Alan Moore (Samuel L. Jackson). Der hat augenscheinlich einen Maulwurf in seiner Besatzung, der das Flugzeug gemeinsam mit einer Gruppe von Terroristen zerstörte und nun Jagd auf den Mann macht. Moore tut sich mit dem kleinen Jungen zusammen und gemeinsam versuchen sie, ins Heimatdorf zurückfinden und gleichzeitig die bösen Jungs auszuschalten...
Auf Amazon Instant Video, wo der Film noch bis vor einigen Wochen im Prime-Angebot erhältlich war (mittlerweile ist er jedoch raus und man muss für dieses Werk wieder Geld bezahlen), ist "Big Game" mit zweieinhalb von fünf Sternen bewertet worden - innerhalb der Community von Amazon, die doch eher mehr als zu wenig Sterne für große Blockbuster gibt, ein schlichtweg desaströser Wert. Selbst Filme, die mutige Ideen in gewaltigen und von Fans mit Argusaugen beobachteten Franchises einbrachten und gerade deswegen auch mal abgestraft werden (oft zu Unrecht), haben hier wesentlich bessere Kritiken bekommen. "Big Game" hingegen hat niemals irgendwelche Erwartungen geschürt und kann dementsprechend auch niemandem auf den Schlips treten - Regisseur Jalmari Helander, der für den Film nach Deutschland ging und ihn zu Großteilen in Bayern drehte, will einfach nur unterhalten.
Die internationalen Kritiker waren da insgesamt schon freundlicher, dennoch lässt sich nicht leugnen, dass "Big Game" schlichtweg kein guter Film geworden ist, selbst wenn man sein Hirn zuvor ausschaltet. Die Story ist kompletter Humbug und wartet mit absolut haarsträubenden, unsinnigen Wendungen auf, die sich auch mit zwei zugedrückten Augen nicht mehr goutieren lassen. Die Actionszenen sind abgedreht, jedoch fehlt es ihnen ebenfalls an echtem Wumms, obwohl man ein paar nette Ideen bezüglich der einzelnen Scharmützel hatte und durchaus eine Handvoll beeindruckender Bilder erschuf. Die Charaktere sind reine Abziehbilder und selbst ein Samuel L. Jackson, der ja auch mal in schwächeren Filmen mit großer Spielfreude und dem Spaß am reinen Blödsinn agieren kann, wirkt hier durchweg gelangweilt. Von den namhaften Nebendarstellern rund um "Legend of Tarzan"-Star Jim Broadbent, der im Grunde nur tatenlos in einem kargen Raum sitzt und sich die weiteren Entwicklungen auf einem Bildschirm ansieht, oder der als fader Bösewicht hinzugezogene Ray Stevenson, der mal eine recht gewichtige Rolle in den "Thor"-Filmen des Marvel Cinematic Universe innehatte, werden verschenkt.
Den Vogel abschießen tut man jedoch mit der Besetzung des jungen Finnen Onni Tommila - sicherlich eines der nervigsten Kinder in einem Actionfilm der letzten Jahre, mit wenig Ausstrahlung gesegnet und von Anfang an aufgrund seiner anstrengenden Mimik und der frotzelnden Sprüche nur noch nervig. Zwischen ihm und Jackson können sich, obwohl man hier versucht, auf die übliche Buddy-Ebene zu gehen, keinerlei Bälle hin und herwerfen, da auch die Gagqualität schlichtweg unterirdisch ist. All das schien Helander aber eh nicht so wichtig zu sein, denn wer braucht schon gute Schauspieler oder eine packende Handlung, wenn er einfach aus allen Rohren feuern kann?
Aber auch hier ist "Big Game" schlichtweg nicht gut genug, um wirklich vom Hocker zu hauen - alles, was hier von der Leine gelassen wird, haben wir in anderen Filmen schon größer, wuchtiger und charmanter gesehen. Ganz schlecht ist das insgesamt dank seiner kurzen Laufzeit nicht, es lässt sich aber auch nur sehr schwer etwas finden, was man an dem Film wirklich gut finden kann. Ein waschechter Blockbuster-Flop also, der sich zwischen alle Stühle setzt und niemals den Mantel eines ebenso seelenlosen wie dummen Mainstream-Actioners abstreifen kann.
Fazit: Der junge Onni Tommila ist eine ungemein nervige Fehlbesetzung, auch der Rest der namhaften Riege kann wenig aus dieser ebenso dummen wie seelenlosen Handlung herauskitzeln. Da auch die Actionszenen nicht wirklich krachen, sind diese 90 Minuten also am ehesten als Zeitverschwendung zu kennzeichnen.
Note: 4-
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