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Godzilla II: King of the Monsters

Was anfangs noch wie der etwas krude Versuch war, Marvel und DC nachzuahmen und einige Millionen Dollar zu verdienen, ist nun Gewissheit geworden: Warner Bros. ist es gelungen, ein eigenes filmübergreifendes Franchise aus seinen gigantischen Monstern zu stampfen. Dass diese bislang nicht ansatzweise in der finanziellen Pracht eines Marvel Cinematic Universe liegen und auch qualitativ bislang eher im Mittelfeld mitmischen, interessiert momentan noch nicht so sehr: Schließlich sind wir Fans und Zuschauer die Gewinner und können alle Jahre wieder ein gigantisches Monsterspektakel begutachten. "Godzilla" und "Kong" boten dies in den Jahren 2014 und 2017 ohne Unterlass, haperten jedoch an einer ergreifenden Geschichte... und es schien so, als würde "Godzilla II" diesen Weg weitergehen, mit noch mehr Monstern, noch mehr Zerstörung, noch mehr ROOAAAR! Aber ist es wirklich das größte Kinospektakel dieses Sommers geworden oder steckt letztendlich nur ein laues Lüftchen dahinter?

GODZILLA II: KING OF THE MONSTERS


Die Wissenschaftsorganisation Monarch, die sich bislang um die gigantischen Titanen rund um Godzilla und die Mutos kümmerte, steht vor einer schwierigen Entscheidung: Die Regierung stellt sie vor die Wahl, die gigantische Riesenechse, die noch vor fünf Jahren die Welt rettete, vorsorglich zu töten zu lassen oder sich als Organisation unter staatliche Obhut zu stellen. Ein etwas schwieriger Konflikt, während welchem die Monarch-Wissenschaftlerin Emma Russell (Vera Farmiga) eigentlich bereits an einem Gerät arbeitete, welches die Monster kontrollieren soll. Als dieses in die Hände des intriganten Terroristen Jonah Alan (Charles Dance) fällt, ist das Chaos perfekt. Alan will die restlichen Titanen wachrufen, um die Menschheit ebenso aufzuwecken... und plötzlich ist es erneut Godzilla, der den Tag retten und sich diesmal gleich mit mehreren gigantischen Feinden messen muss.

2014 jammerten viele Zuschauer noch (und ich war einer davon), dass man für einen Film, der immerhin den Namen "Godzilla" trägt, viel zu wenig Godzilla drin hatte. Sicher, die Monsterkämpfe waren spektakulär und visuell beeindruckend, doch hatte die titelgebende Riesenechse tatsächlich nur wenig Leinwandzeit... und es war keine gute Geschichte da, die dieses Manko ausgleichen konnte. Mit dem zweiten Teil gehört zumindest dieser Fehler der Vergangenheit an, denn viel mehr Monsteraction kann man sich in solch einer gigantischen Qualität kaum wünschen. Es rummst an allen Ecken und Enden und die Macher rund um "Krampus"-Regisseur Michael Dougherty lassen im Verlauf des Films gleich vier zentrale Monster oder, wie sie hier lieber genannt werden, Titanen aufeinander los. Unter diesem visuellen Krach bebt die Leinwand schier und die Macher scheinen eine wahre Freude daran zu haben, die gigantischen Ungetüme auf technisch brillante Art und Weise von der Leine zu lassen.
Die erste Actionsequenz wartet dann schon nach wenigen Minuten und auch wenn der Film im weiteren Verlauf auch Pausen von den riesigen Materialschlachten nimmt, wird das Gaspedal immer weiter durchgedrückt. Zeit zum Luftholen bleibt trotz 132 Minuten Laufzeit nur selten - hier unterscheidet sich die Fortsetzung also deutlich vom Vorgänger, der ja über die Hälfte seiner Laufzeit für den zwar atmosphärischen, letztlich in dieser Form aber auch überzogenen Vorbau draufgehen ließ. An einer etwas schwachen Rahmenhandlung krankt nun zwar auch das Sequel, immerhin hat man sich dabei aber zumindest etwas mehr ausgedacht und sich im Hinblick auf ein weiterführendes Franchise nicht mehr nur auf reines Monstergekloppe verlassen. Der Plot und die Pläne der geheimnisvollen Antagonisten sind zwar schon auf den ersten Blick als Murks zu verzeichnen, sind aber immerhin in gewisser Art und Weise auch origineller als das, was uns das Genre ansonsten so vorlegt und immerhin spannend genug, dass man bei der Stange gehalten wird. Längen sind hier jedenfalls keine zu beklagen, denn dafür ist die wilde Hatz viel zu rasant und die Schauwerte viel zu gigantisch.
Bei den Oscars dürfte "Godzilla 2" neben "Der König der Löwen", "Star Wars" und "Avengers: Endgame" unter den Effektauszeichnungen jedenfalls hoch im Kurs stehen, sieht der Film doch durch die Bank weg hervorragend aus. Kein Stein bleibt auf dem anderen, die Monsterkämpfe sind, wenn auch manchmal etwas zu hektisch geschnitten, schlichtweg wahre Augenöffner. Dabei hat Dougherty sogar ab und an ein Auge für besondere Bilder, so zum Beispiel, wenn er Godzilla die Tiefen des Meeres immer wieder erleuchten lässt, während die Echse sich einem U-Boot aus der Finsternis nähert. Nein, das sieht schon alles sehr beeindruckend aus und ist bis zum absolut gigantischen Finale absolut sicher inszeniert... auch wenn man hier beinahe schon wieder beklagen möchte, dass das vielleicht etwas zu viel ist, sich kurz vor dem Abspann doch eine Übersättigung einstellt. Angesichts dessen, dass wir vor fünf Jahren aber noch über zu wenig Monsteraction jammerten und wir genau diese nun in solch einem Ausmaß bekommen, möchte man da aber nicht zu harsch kritisieren.
Für die Menschen bleibt natürlich etwas weniger Platz, dennoch widmet sich Regisseur Dougherty ihnen, so gut es eben im Rahmen der etwas mauen Handlung geht. Kyle Chandler und "Stranger Things"-Star Millie Bobby Brown stechen deutlich heraus, während der aus "Game of Thrones" bekannte Charles Dance als strippenziehender Bösewicht in diesem Anlauf noch etwas farblos bleibt. Der Star sind aber natürlich Godzilla und seine noch größeren Widersacher und wegen denen gehen wir natürlich auch ins Kino - und bekommen sie. Das muss dann auch mal reichen, um über zwei Stunden hinweg gut unterhalten zu werden.

Fazit: Die Geschichte, auch wenn diesmal etwas doppelbödiger, bleibt ziemlich seltsamer Murks und auch die menschlichen Akteure haben erwartungsgemäß zu wenig zu tun. Auf visueller Ebene ist "Godzilla 2" aber das Monsterschlachtfest, dass man sich erhoffen durfte: Tricktechnisch grandios, vollgepackt mit monströser Action und Bildern, die wie geschaffen für die große Leinwand sind.

Note: 3+







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